Noch in kurfürstlicher Zeit ging man im "Tannenbusch" auf die Vogeljagd. Erst in den 1930er Jahren begann die Wohnbebauung, die nach 1945 zu einer großen Satellitenstadt anwuchs. Mit der eigenen Kirche löste sich die aufstrebende Gemeinde von der Pfarre St. Antonius in Dransdorf ab. Die Kirche St. Paulus, 1953 errichtet, ist der erste Kirchen-Neubau Bonns nach dem Zweiten Weltkrieg. Das rot-braune Backstein-Pfarrensemble, bestehend aus Saalkirche mit tief herabgezogenem Satteldach, dem langen Pfarrbautenriegel und an dessen Ende zur Straße hin dem Kirchturm, zeigt die damals zeittypische Sakralbau-Handschrift des Bonner Architekten Stefan Leuer (siehe auch Hl. Geist, Venusberg). Die ungegliederte Kirchenfassade wird beherrscht von einem fast die ganze Giebelwand einnehmenden, monumentalen Bogenfenster. Zwei Eingangsportale befinden sich an den Langhausseiten.
Erst im Innenbau erkennt man die erhöhte, fensterlose Chorapsis, die die Breite des langgestreckten Kirchensaales noch übergreift. Die runde Apsisform antwortet auf das große Rundbogenfenster der Kirchenfassade gegenüber. Weitere seitliche Fensterbänder mit einer Reihe kleiner Rechteckfenster unterhalb der flachen Holzdecke spenden Licht von oben. Gitterähnliche Öffnungen nehmen die Fensterformen auf, ziehen sich über den gesamten oberen süd-östllichen Orgel-Wandbereich und sorgen für weitere indirekte Lichtzufuhr. Das kühle Weiß von Wänden und Marmorboden wird durch den warmen, braunen Holzton von Decke und Kirchengestühl gemildert.
Die Sgraffiti des Künstlers Ludwig Schaffrath, Aachen, in den Untergrund eingekratzte, farbige Evangelisten-Darstellungen am Orgelunterbau (ehemals Kanzelkorb) und 14 Kreuzwegstationen an der Langhauswand, waren in den 1950er Jahren zwar zeittypische Bildwerke, aber damals für diesen Kirchenraum wegen ihrer abstrahierenden Formen sehr umstritten.
Die Ausstattung ist dem klaren Kirchenraumprinzip untergeordnet. Der Kölner Bildhauer Sepp Hürten fertigte aus rotem Sandstein Altar, Tabernakelstele und Taufstein; aus Bronze Altarkreuz und Ambo. Das vergoldete Tabernakel, besetzt mit Bergkristallen, schuf der Aachener Goldschmied Fritz Schwerdt; die Schutzmantelmadonna (1956) der Giesschüler Dieter Seidel. Einen bedeutenden Beitrag zur sakralen Atmosphäre des Gotteshauses durch Bilder von Heiligen und Szenen aus dem Marienleben leistet das farbenprächtige Westfenster (Entwurf Prof. Wilhelm Rupprecht, Düsseldorf). Die eigenwillige, horizontalvertikale Anordnung der Farbelemente verleiht der Gesamtkomposition Spannung und lässt zugleich genügend Lichteinfall zu. (vgl. Rupprecht-Fenster St. Joseph, Bonn-Castell und Gesamtzyklus St. Josef, Beuel).
Text-Quelle: © Christel Diesler in: Diesler u. a., Weihnachtskrippen in 63 Bonner Kirchen und Kapellen, ISBN 978-3-931739-63-8, Hrsg.: Katholisches Bildungswerk Bonn 2014
Gabriele Immenkeppel schreibt am 07.01.2015 im Bonner Generalanzeiger: Mahnwachen gegen die "Ketzerei"